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Kaufen für die Müllhalde: Geplante Obsoleszenz für den Wachststumswahn?

Beim deutsch-französischen Fernsehsender arte gab es eine sehr gute Dokumentation über die sogenannte „geplante Obsoleszenz“, den eingeplanten Verfall und das erzwungene Nachkaufen von bewusst kurzlebig konstruierten Produkten, „Kaufen für die Müllhalde„, die jemand vor dem depublizieren, vor der eigenen geplanten Obsoleszenz, bewahrt hat. Es geht vom Glühbirnen-Kartell über den Nylonstrumpf bis zum iPod und Computerdrucker – und ist sehr zum Betrachten und Nachdenken empfohlen.*


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Konservative besonders umweltengagiert?


Berichtetes Umweltverhalten (Anteile „stimme voll und ganz zu“) nach sozialen Milieus; Datenquelle: Studie Umweltbewusstsein 2008. Zum Vergrößern anklicken.

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Ich hatte ja bereits vor einigen Tagen etwas zur Studie „Umweltbewusstsein 2008“ geschrieben, die auch eine Auswertung der Fragen zu den berichteten Umwelteinstellungen und zum Umwelthandeln nach sozialen Milieus (SINUS) enthält.

Auf einen Punkt bin ich nicht näher eingegangen und möchte das jetzt gerne nachtragen, nämlich auf eine interessante Diskrepanz zwischen der Bedeutung, die dem Umweltschutz zugesprochen wird („Umweltbewusstsein“), und dem berichteten Umwelthandeln. Das „Umweltbewusstsein“ im eigentlich Sinne ist erwartungsgemäß im postmateriellen Milieu mit 64 Prozent Zustimmung besonders hoch. Mit am niedrigsten ist die Zustimmung im Milieu der Konservativen (das entspricht in etwa dem klassischen wertebewussten Großbürgertum — hoher Bildungs- und Sozialstatus, traditionelle Wertorientierung).

Wird jetzt auf das berichtete Umwelthandeln geschaut (siehe Abbildung oben), ergibt sich eine verblüffende Umkehrung — ich habe extra nochmal bei den AutorInnen der Studie nachgefragt, ob die Daten auch richtig abgedruckt wurden. Hier sind es nämlich die Konservativen, die bei der Frage, ob für sie der Energieverbrauch bei der Anschaffung von Haushaltsgeräten sehr wichtig ist, oder ob sie immer Obst und Gemüse aus der Region kaufen, mit 84 bzw. 52 Prozent für „stimme voll und ganz zu“ die anderne Milieus deutlich abhängen. Die Postmateriellen liegen dagegen bei diesen Fragen im oberen Mittelfeld wie die anderen „Leitmilieus“ auch. Dass die Leitmilieus hier generelle vorne liegen, hat — so, nebenbei gesagt, meine Vermutung — auch etwas mit dem Geldbeutel zu tun.

Zurück zum konservativen Umweltengagement im Alltag. Wie diese Befunde zu deuten sind, ist mir nicht so ganz klar. Es kann sein, dass die hier sichtbare Diskrepanz vor allem etwas mit statistischen Artefakten zu tun hat. Oder dass hier eher versucht wird, der angenommenen Erwartung der InterviewerInnen (oder dem zur Zeitpunkt der Befragung gerade virulenten „bürgerlichen Umweltschutzhype“ gerecht zu werden). Ich warte jedenfalls gespannt auf die für das Frühjahr angekündigte wissenschaftliche Detailauswertung der Studie.

Till Westermayer

Welche Milieus konsumieren nachhaltig?

Visiting "Demeterhof Hiss" – XIX

Alle zwei Jahre veröffentlicht das Umweltbundesamt eine Repräsentativerhebung zum Umweltbewusstsein. Diese Studien gibt es seit Ende der 1980er Jahre, online liegen sie seit 2000 vor. Einen Überblick über die aktuellen Ergebnisse gibt z.B. der taz-Artikel dazu.

Interessant an der Erhebung des Umweltbewusstseins in Deutschland ist jedoch nicht nur der Inhalt — die Zahl der Deutschen, denen Umweltschutz wichtig ist, schwankt beispielsweise von Jahr zu Jahr erheblich — sondern auch die Tatsache, dass diese Studien immer wieder an neue Forschungsgruppen vergeben werden. Das hat den Nachteil, dass die Vergleichbarkeit der Ergebnisse als Zeitreihe nur bedingt gegeben ist, hat aber den Vorteil, dass immer wieder auch neue Akzente gesetzt werden. Dieses Mal sind es milieuspezifische Unterschiede im ökologischen Konsum. Anders gesagt: eine richtig gute empirische Basis für Aussagen über LOHAS und dergleichen mehr.

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